Wandern in Mittelsachsen: Auf Augenhöhe mit der Augustusburg

Wenn es in Zwinnis Oederaner Ortshymne heißt: "Es gibt da keine Straßenbahn, weil man zu Fuß alles erreichen kann", stimmt das zwar. Man sollte aber für eine Ortsrunde "per pedes" geübt sein, weil es doch ziemlich weit ist und gehörig rauf und runter. Nach dem Start am Altmarkt im Schatten der Stadtkirche "Zu unserer lieben Frauen" geht es die Gahlenzer Hohle bis zur Bahnhofstraße hinauf. Über den Schwarzen Weg wird Görbersdorf erreicht. Auch dort steigt die Straße weiter an. Erst an der Oberreichenbacher Straße wird links abgebogen. Schon hier gibt es nach Westen und Süden weite Ausblicke.

Ganz oben wird wieder der linke Abzweig genommen. Nach ein paar Metern steht das Schild "Ranis 518,2 m ü NN". Hier ist die Aussicht in fast alle Richtungen gut. Zwar liegt die Kuppe des Berges noch etwas östlicher. Trotzdem ist es bemerkenswert, dass der höchste Oederaner Punkt noch die Basis der Augustusburg überragt. Das Schloss, das man deutlich sehen kann, steht auf dem Schellenberg, der drei Meter weniger misst.

Kurz vor dem Stadtwald treffen die Wanderer auf den Sächsischen Jakobsweg. Es gibt aber einige Alternativen, den Wald zu durchqueren, etwa auf den Nordic-Walking-Strecken. Bevor man die Bahnstrecke nach Dresden per Tunnel passiert, können auf unterschiedlichen Wegen noch zwei Gedenksteine bewundert werden - den für Richard Wagner und seine erste Frau Minna, die aus Oederan stammt, sowie den für ein Eisenbahnunglück 1895.

Über die Schusterteiche wird die Freiberger Straße erreicht. Am Friedhof geht es hinunter zur Hainichener Straße. Hier zweigen die Wanderer bald wieder links zum Erlsberg ab. Auf halber Strecke kann man an einem kleinen Steinbruch vorbei selbigen Berg passieren. Der Weg führt durch ein Wäldchen. Am Buchenberg vorbei kommt man wieder auf die Hainichener Straße zurück. Hier genießen die Läufer den Ausblick nach Osten. Wenn es schließlich nach links geht, muss bis zur Udohöhe auf 496 Metern etwas gekraxelt werden, weniger wegen des Anstiegs, sondern weil die Wege uneben und feucht sind. Die Höhe ist durch einen historischen Messpunkt - eine Triangulationssäule - gekennzeichnet.

Gleich nach dem Wald präsentiert sich der Blick Richtung Süden und Westen erneut wunderbar. Vom Rochlitzer Berg über die Augustusburg bis zum Erzgebirgskamm kann geschaut werden. Der Wanderweg führt weiter nach Börnichen, einem weiteren Ortsteil von Oederan. Hier standen einst ein Schloss und ein Rittergut. Im Schlosspark zeugt ein Pavillon von der früheren Pracht. Nach einem letzten kleinen Buckel können die Wanderer nach Oederan absteigen. Orientierung ist die gut sichtbare Stadtkirche.

Am Ranis geht es bis auf 510 Meter über den Meeresspiegel hinauf

Oederan erstreckt sich über eine Fläche von 77,3 Quadratkilometern und hatte Ende letzten Jahres 8.172 Einwohner. Oederan setzt sich aus der Stadt und 13 früher selbstständigen Gemeinden zusammen. Der Ort wurde 1286 erstmals urkundlich erwähnt.

Details zur Strecke: Länge der Tour: 17,5 Kilometer; Start und Ziel: Altmarkt; Gesamtanstieg: circa 240 Höhenmeter; höchster Punkt: 510 Meter über dem Meeresspiegel am Ranis; tiefster Punkt: 372 Meter an der Langen Straße zu Beginn der Tour.

Bisher erschienen in der Serie "Herbstwandern in Mittelsachsen" sind Touren in und um: Bobritzsch-Hilbersdorf, Altmittweida.

Nächsten Samstag geht es auf Schusters Rappen nach Geringswalde.

Unser Autor Jens Zeidler ist promovierter Informatiker und arbeitet im Verlag der "Freien Presse" als Controller. In seiner Freizeit geht der 50-Jährige gern wandern und gibt Tipps für andere Leute auf Schusters Rappen. (jz)