Die Greifensteine: ein Plateau mit Geschichte und Geschichten

Die Greifensteine bei Ehrenfriedersdorf sind eines der beliebtesten, natürlich entstandenen Ausflugsziele im oberen Erzgebirge. Das Plateau hat mit dem Greifenbachstauweiher, der Naturbühne und der Zinngrube Ehrenfriedersdorf einiges zu bieten.

Kaum zu glauben, aber wahr: Dort, wo sich ab 16. Juni der Räuber Hotzenplotz, der kleine Muck, Winnetou und Ronja Räubertochter bei den Greifensteine-Festspielen gewissermaßen die Klinke in die Hand geben, war einst ein Steinbruch. Der Greifensteingranit ist bereits 1483 für Grenzsteine zwischen dem kurfürstlichen und herzoglichen Sachsen verwendet worden. Ganz nebenbei entstand damit auch eine der schönsten Naturbühnen der Region.

"Gerade für Inszenierungen wie Ronja Räubertochter kann man sich keine bessere Kulisse vorstellen", sagt Thomas Friedrich, der Pressesprecher des Eduard-von-Winterstein-Theaters in Annaberg-Buchholz. Die Theaterleute bespielen in den Sommermonaten die Bühne. "Wenn das Wetter passt, dann ist es ein unglaubliches Erlebnis für die ganze Familie, eine Inszenierung auf dieser Bühne zu erleben. Selbst bei einer ausverkauften Vorstellung hat man von jedem Platz einen guten Blick auf die Darsteller", schwärmt Thomas Friedrich.

Die ersten Versuche, Theater zu spielen, gab es bereits 1846 mit der Historie der Burg Greifenstein und der Stülpner-Legende. In den folgenden Jahren waren es nur unregelmäßige Aufführungen. Nach dem Krieg gibt es seit 1952 eine regelmäßige Bespielung durch das Kreistheater, das heutige Eduard-von-Winterstein-Theater. Eine Vielzahl von Stücken wurde aufgeführt. Allein die Stülpner-Geschichte wurde seit 1931 in acht verschiedenen Fassungen auf die Bühne gebracht. Heute stehen 1200 Sitz- und 500 Rasenplätze den Zuschauern zur Verfügung.

Die Naturbühne, die unter anderem auch für Musikveranstaltungen wie das alljährliche Country-Open-Air genutzt wird, ist freilich nicht der einzige Grund, die Greifensteine zu besuchen. Neben dem Aussichtsfelsen, der einen Panoramablick über das Osterzgebirge bietet, kann ein Orientalischer Weihnachtsberg bestaunt oder im Erlebniskletterwald zwischen den Bäumen des Greifensteinwaldes gekraxelt werden. "Profikletterer kommen an den echten Felsen voll auf ihre Kosten - schließlich sind die Greifensteine das älteste und bedeutendste Klettergebiet des Erzgebirges. Bereits 1920 erschlossen Chemnitzer Bergsteiger die Kletterfelsen. Die Aufstiege am Gamsfelsen, Kleinen Brocken, Kreuzfelsen, Seekofel, Stülpnerwand und Turnerfelsen besitzen alle Schwierigkeitsgrade", sagt Sylke Rößler, verantwortliche Mitarbeiterin der Touristinformation Greifensteine in Ehrenfriedersdorf.

Das flachwellige Greifensteingebiet zwischen Ehrenfriedersdorf, Geyer und Jahnsbach, durchschnittlich rund 700 Meter hoch gelegen, besteht heute aus sieben Granitfelsen. Vor 200 Jahren gab es noch 13 solcher Felsen. Doch sechs davon sind im Laufe der Zeit Steinbrechern zum Opfer gefallen, ehe das Gebiet geschützt und touristisch erschlossen wurde. "Da der Granit in dieser Gegend nur an sehr wenigen Stellen zutage tritt, wurde er schon seit Jahrhunderten als begehrter Bruchstein genutzt", weiß Sylke Rößler. Aus Granit wurden unter anderem Werkstücke, Tür- und Grabsteine hergestellt. Und im 19. Jahrhundert benutzten Freiberger Metallurgen den Greifensteingranit für ihre Amalgierwerke. Auch Wassertröge bis zu vier Meter Länge und Viehtränken fertigten die Steinmetze.

"Der Greifenbachstauweiher in Ehrenfriedersdorf ist ein weiteres beliebtes Ausflugsziel und Erholungszentrum. Er ist umgeben vom 70 Kilometern gut markierten Wander- und Radwanderwegen mit Rastplätzen und Schutzhütten sowie Reitwegen", sagt Sylke Rößler. Der Stauweiher wurde vor 600 Jahren als Wasserspeicher für den Bergbau angelegt und ist somit einer der ältesten Stauseen im Erzgebirge.

Ebenfalls einen Besuch wert ist das Besucherbergwerk Ehrenfriedersdorf. Über Jahrhunderte wurde dort Zinnerz zu Tage gefördert, nun können Besucher den erzgebirgischen Gangerzbergbau hautnah erleben. "Mit der Seilfahrtsanlage geht es in 100 Meter Tiefe. Mittelalterliche Stollen, moderne Bergbaugeräte und eine Fahrt mit der Grubenbahn machen den Besuch im Bergwerk zum Erlebnis", rührt Sylke Rößler die Werbetrommel. Der Asthma-Heilstollen biete zudem Erholung für die Atemwege. Und über Tage zeigt die Mineralogische Sammlung die "Schätze der Erde".