Heilstollen soll helfen, mal durchzuatmen

Etwa 100 Meter unter Tage soll die Luft in Ehrenfriedersdorf besonders gut sein. Denn wo obendrüber täglich tausende Fahrzeuge die Bundesstraße entlangbrausen, befindet sich tief unten ein Heilstollen. An diesem Wochenende startet das 1. Sächsische Speläotherapiezentrum in eine neue Saison. Im Besucherbergwerk am Sauberg sind daher am Samstag und Sonntag Schnuppertage für Allergiker und Asthmatiker geplant.

"Es ist nachgewiesen, dass die Luft da unten etwa hundert Mal sauberer ist, als über der Erde", sagt Matthias Kreibich, Geschäftsführer der Zinngrube Ehrenfriedersdorf, Besucherbergwerk & Mineralogisches Museum GmbH. Da die Luftfeuchtigkeit im Bergwerk extrem hoch sei, befinde sich nicht so viel Staub in der Luft - der die Atemwege reizen könnte. Das Wasser bindet praktisch allen Schmutz, sodass er sich sehr viel schneller absetzt. "Unsere einfachen statistischen Auswertungen zeigen, dass die Heilkur bei etwa 70 Prozent der Patienten hilft", erklärt Kreibich.

Untertage haben die Mitarbeiter des Besucherbergwerks nämlich eine kleines "Heilzimmer" eingerichtet, wo einfache Untersuchungen durchgeführt werden können. "Allerdings haben wir kein festes medizinisches Personal", so der Geschäftsführer. Es werde zwar eng mit einer Hals-Nasen-Ohren-Ärztin im Ort zusammengearbeitet, aber einen Lungenspezialisten könne das im Zweifelsfall natürlich nicht ersetzen. "Auch der Aufenthalt im Heilstollen ist kein Wundermittel. Aber vielen hilft er eben", meint Kreibich.

Nicht zuletzt die Stammgäste, die seit der Eröffnung 1997 immer wieder kämen, belegen das. Auch dass die Kurklinik Thermalbad Wiesenbad regelmäßig Gäste in den Heilstollen schickt, spricht für die Anwendung. So wie zum Beispiel Renate und Willi Walther. Sie sind aus Altenberg ins Erzgebirge gekommen, zur Kur. Vor allem mit den Atemwegen gibt es Schwierigkeiten, deshalb der Besuch im Heilstollen. "Es ist wirklich sehr angenehm", sagt Renate Walther, die dick eingepackt im Schlafsack auf einer Liege unter Tage liegt. "Insgesamt können etwa 20 Mann gleichzeitig hier unten sein", erklärt Kreibich. Und die Gäste müssen nicht "nur" liegen. Es gibt zum Beispiel auch Nordic-Walking-Angebote und Wanderungen im Stollen. "Das ist zum Beispiel für Leute mit Heuschnupfen, die im Sommer nicht im Wald trainieren können, besonders gut", meint der Museumsleiter.

Von der Krankenkasse bezahlt wird das Unterfangen deshalb aber trotzdem nicht. "Das ginge vielleicht, wenn Ehrenfriedersdorf ein Luftkurort wäre", erklärt der Museumsleiter. Aber da kommt überirdisch eben doch die Bundesstraße in die Quere.

 

Service

Der Schnuppertag im Heilstollen findet am Samstag und Sonntag, jeweils 10 bis 16 Uhr, statt. Immer zur vollen Stunde besteht die Möglichkeit, für etwa eine Stunde in den Berg einzufahren. Besucher sollten relativ gut zu Fuß sein, der Heilstollen ist nicht rollstuhlgerecht. Der Eintritt kostet sieben Euro. Kinder zwischen sechs und zehn Jahren können kostenlos mitkommen.