Landesausstellung gibt Industriekultur in Sachsen neuen Schub

Die 4. Sächsische Landesausstellung »BOOM!« und das Jahr der Industriekultur 2020 haben eine positive Entwicklung für die Wahrnehmung der Industriekultur in Sachsen und weit über die Landesgrenzen hinaus erzeugt. Zudem sind nachhaltige Effekte entstanden, die eine Grundlage für die weitere Ausgestaltung einer lebendigen Industriekultur in Sachsen bilden. Wichtiges Anliegen der Landesausstellung und ihrer vielfältigen Veranstaltungen war es zudem, gerade auch Kinder und Schulklassen anzuziehen, um die Auseinandersetzung mit der Landesgeschichte und damit oft der unmittelbaren Familiengeschichte zu befördern und den Blick auch für eine berufliche Zukunft in Sachsen zu weiten.

»Das Leben vieler Sachsen ist eng mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Freistaats verbunden. In fast jeder Familie findet sich jemand, der mit dem Bergbau, Textilien, der Eisenbahn oder dem Autobau zu tun hatte und Geschichten erzählen kann. Deshalb ist das Thema in Sachsen so überaus lebendig und beliebt, das hat die Ausstellung mit ihren vielen Schauplätzen gezeigt. Vor allem hat sie gezeigt, wie stark die Industriekultur die gesamte Entwicklung von Sachsen geprägt hat und auch weiter prägen wird«, sagte Kulturministerin Barbara Klepsch heute in Dresden auf der Pressekonferenz zum Abschluss der Landesausstellung. Zwar habe die Corona-Pandemie auch die Besuchsmöglichkeiten für die Landesausstellung gravierend eingeschränkt. Unter diesen Bedingungen sei die Zahl von mehr als 100.000 Besuchern an den sieben Standorten jedoch als beachtlicher Erfolg zu werten, so die Ministerin.

Mit der Sonderausstellung ‚F.I.T. for future‘ im Souterrain des Audi-Baus beleuchtete das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr die Zukunft von Industrie und Handel. »Innovationen sind zentral für Wettbewerbsfähigkeit, Arbeitsplätze und Wachstum - das gilt für einzelne Unternehmen ebenso wie für unsere Wirtschaft in Sachsen als Ganzes«, erklärte Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Dulig. »Mit der Sonderausstellung ‘F.I.T. for future‘ haben wir als Wirtschaftsministerium auf einer Fläche von 400 qm die enorme Innovationskraft der sächsischen Wirtschaft gezeigt. Coronabedingt musste die Ausstellung leider vorzeitig geschlossen werden. Um die Inhalte dennoch einem interessierten Publikum zugänglich zu machen, geht die Ausstellung online. Wir planen mit umfangreichem Filmmaterial, digitalen Exponaten und Hintergrundtexten ein virtuelles Abbild der Ausstellung zu präsentieren. Das soll dem Besucher Einblicke in den digitalen Wandel unserer Arbeitswelt und der jüngeren Zielgruppen eine wichtige Hilfe im Rahmen ihrer Berufsorientierung bieten. Noch im ersten Quartal 2021 soll der virtuelle Rundgang online gehen.«

Die Schauplatzausstellungen AutoBoom. im August Horch Museum und MaschinenBoom. im Industriemuseum Chemnitz werden unabhängig von der Landesausstellung als eigene Sonderausstellungen bis ins Jahr 2021 verlängert.

Wichtige Standorte der Landesausstellung BOOM können zudem durch zusätzliche Mittel im kommenden Doppelhaushalt erhalten werden. Das betrifft vor allem die ehemalige Tuchfabrik in Crimmitschau, welche von einem technischen Denkmal dauerhaft zu einem Museum der Textilindustrie weiterentwickelt werden konnte. Auch die im Rahmen des Jahres der Industriekultur mit einer neuen Dauerausstellung wiedereröffnete Energiefabrik Knappenrode ist ein überregional wirkender einzigartiger Leuchtturm lebendiger Industriekultur.

»Die Landesausstellung hat gezeigt, dass Sächsische Landesgeschichte nicht ohne den Aspekt der Industriekultur geschrieben werden kann, weil sie zentral ist für das Selbstverständnis der Bürgerinnen und Bürger. `Jetzt habe ich verstanden, wie Sachsen tickt'- mit diesem anerkennenden Statement hat es einer unserer auswärtigen Besucher auf den Punkt gebracht, besser kann man es nicht sagen«, betonte Prof. Klaus Vogel, Direktor des Deutschen Hygiene-Museums.

»Die 4. Sächsische Landesausstellung war - trotz der pandemiebedingten Einschränkungen - ein Highlight für Zwickau. Gemeinsam mit den Aktivitäten im Jahr der Industriekultur ist es gelungen, auf diese sowohl wichtige als auch interessante kulturelle und wirtschaftsgeschichtliche Facette aufmerksam zu machen. Ich glaube, dass viele Menschen den Freistaat und unsere Region »neu« entdeckt haben. Ich bin dankbar, dass mit dem vom Kulturraum Vogtland-Zwickau geförderten »Weg zur Industriekultur« etwas Neues und Dauerhaftes geschaffen werden konnte«, unterstreicht Constance Arndt, Oberbürgermeisterin der Stadt Zwickau.

Begleitet wurde die Sächsische Landesausstellung zudem von umfangreichen Bildungsangeboten für Gruppen Schulklassen, deren Entwicklung maßgeblich von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Zusammenwirken mit den regionalen Sparkassen Zwickau, Chemnitz, Mittelsachsen und der Erzgebirgssparkasse gefördert wurde.

"Für die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Sparkassen im Freistaat zählen die Landesausstellungen zu den markanten Elementen sächsischen Kulturlebens. Insbesondere das landesweite Angebot an Schulklassen, die Landesausstellungen live zu erleben, lag und liegt Stiftung und Sparkassen am Herzen. Als jahrzehntelange Förderer und Partner haben wir mit den Ausstellungsverantwortlichen gehofft und gebangt. Umso mehr freuen wir uns in den Wochen der Öffnung über die positive Resonanz der Schulklassen auf die Landesausstellung in Zwickau, nicht zuletzt über die von uns geförderten Langfristeffekte in den Dauerausstellungen an den weiteren Schauplätzen in Chemnitz, Crimmitschau und Freiberg", so Friedrich-Wilhelm von Rauch, Geschäftsführer der Ostdeutschen Sparkassenstiftung.

Für die lebendige Industriekultur in Sachsen ist vor allem das andauernde zivilgesellschaftliche Engagement der vielen Vereine, Verbände und Einzelpersonen von unverzichtbarer Bedeutung. Dieses ehrenamtliche Engagement verdient Dank und Anerkennung.

»In Sachsen engagiert sich eine Vielzahl von Ehrenamtlichen für die Vermittlung und Weiterentwicklung von Industriekultur. Gemeinsam mit ihnen haben wir das Themenjahr erfolgreich genutzt, um den gesellschaftlichen Blick auf die historischen Zeugnisse von Industriekultur zu lenken und gleichsam ihre Wahrnehmung als Triebfeder industrieller Gegenwart und Zukunft zu schärfen«, sagt Dr. Manuel Frey, Direktor der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.

Der Kulturstiftung wurde für das Jahr der Industriekultur in den Jahren 2018 bis 2020 zusätzliche Mittel in Höhe von 986.000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Erhöhung der Mittel für Industriekultur-Projekte der Kulturstiftung im nächsten Doppelhaushalt auf jährlich 250.000 Euro sorgt weiterhin für eine große Bandbreite an Projekten im ganzen Land. Darüber hinaus wird die koordinierende Arbeit fortgesetzt und die erfolgreiche Website www.industriekultur-in-sachsen.de weiter betrieben.

»Bestehende und noch entstehende attraktive Standorte der Industriekultur werden auf der touristischen Landkarte Sachsen eine immer größere Bedeutung annehmen und mit anderen touristischen Angeboten immer mehr verwachsen. Durch BOOM und Jahr der Industriekultur ist das Interesse an der sächsischen Industriekultur bundesweit und international erheblich gewachsen. Die Route der Industriekultur ist fester Bestandteil der Europäischen Route der Industriekultur und damit ein internationaler Anziehungspunkt des Industriekulturtourismus«, so Kulturministerin Barbara Klepsch weiter.

In den vom Strukturwandel betroffenen Regionen in der Lausitz und im Mitteldeutschen Revier wird der Freistaat das Thema Industriekultur offensiv in all seinen Facetten verankern. Dazu werden der in Zusammenarbeit mit dem Land Brandenburg entstehende Kulturplan Lausitz und die laufende Studie »Industriekultur in Mitteldeutschland« im Rahmen des Projektes der Innovationsregion Mitteldeutschland wichtige Instrumente sein, auch um Mittel aus dem Strukturstärkungsgesetz sinnvoll für die Industriekultur einzusetzen.