Das Erzgebirge gehört zu den schönsten Mittelgebirgslandschaften in Europa und ist als Ferienregion beliebt. Im Sommer zieht es Wanderer und Mountainbike-Fahrer rund um den Fichtelberg als höchste Erhebung des Gebirges mit seinen 1.215 Metern. Zur kalten Jahreszeit geben sich Wintersportler dort ein Stelldichein - dann ist auch die Zeit der Schwibbögen, Weihnachtspyramiden, Nussknacker und Räuchermännchen gekommen, die im Erzgebirge ihren Ursprung haben.
In erster Linie ist es die Natur, die Urlauber nach Sachsen führt. Eine Natur, auf verschiedene Organisationen ein Auge haben - und das nicht nur mitten in der Natur, sondern auch in den besiedelten Bereichen - und die durch viele verschiedene Maßnahmen bewahrt werden soll. Im Erzgebirgskreis, der nahezu das komplette Mittel- und Westerzgebirge umfasst, zum Beispiel gibt es mittlerweile 32 Naturschutzgebiete.
Bergbau prägte die Landschaft
Es ist noch gar nicht so lange her, als es mit der Flora und Fauna der Region mehr schlecht als recht stand: Bergbau und Hüttenwesen sorgten bereits im 19. Jahrhundert für Veränderungen im Landschaftsbild.
Mit dem 20. Jahrhundert hielt die moderne Industrie Einzug ins Erzgebirge: Es kam zum Waldsterben. Durch Aufforstung mit standortgerechteren Bäumen konnte der weitere Niedergang der Wälder, der durch Emissionen verursacht worden war, verlangsamt werden.
Für ein gesundes Wachstum müssen Bäume jedoch nicht nur oberirdisch gute Bedingungen vorfinden. Gerade die Wurzeln können durch unterschiedliche Umstände in ihrem Wachstum beeinträchtigt werden. Einflüsse - unter anderem aus der nahegelegenen Landwirtschaft - tragen somit ebenfalls zu schwierigen Bedingungen bei. Hier sind ebenfalls Schutzmaßnahmen gefragt, um die Wälder langfristig gesund zu halten und ein Nachwachsen junger Bäume zu gewährleisten.
Damit auch die Berg- und Feuchtwiesen mit ihren nur noch selten anzutreffenden Arten wie der Feuerlilie, Orchideen- und Enzianarten und Tieren wie Eisvogel und Sperlingskauz weiterhin im Erzgebirge anzutreffen sind, haben sich viele Organisationen den Schutz der Natur auf die Fahnen geschrieben.
Politik soll Naturschutz ernster nehmen
Dennoch: Trotz zahlreicher Aktionen zum Schutz der Natur speziell im sächsischen Erzgebirge und in Sachsen allgemein appelliert der zuständige Naturschutzbund (NABU) Sachsen dennoch an die Politik, die Belange zum Schutz von Natur und Natur ernster zu nehmen: "Das Artensterben geht weiter, die Emissionen von Treibhausgasen steigen, wichtige Naturräume sind weit davon entfernt, das von der europäischen Staatengemeinschaft beschlossene Ziel eines "günstigen Erhaltungszustandes" zu erreichen", heißt es.
Ein guter Ansatz in jüngerer Vergangenheit zeige sich beispielsweise darin, dass die Regierungsparteien im Jahr 2019 den Klimaschutz als Staatsziel in die sächsische Verfassung verankert hätten. Für den NABU "essenziell und wichtig".
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Karmingimpel und Kreuzotter
Rund um den Fichtelberg liegt das gleichnamige Naturschutzgebiet mit rund 209 Hektar. Im Erzgebirgskreis zwischen dem Ort Oberwiesenthal und der tschechischen Grenze treffen Besucher trifft der Besucher in der idyllischen Region auf seltene Arten aus Flora und Fauna: Hier singt der Karmingimpel, blüht der Alpen-Milchlattich und sonnt sich die Kreuzotter auf warmen Steinen.
Auf den Bergwiesen wachsen rare Pflanzen wie Knotenfuß, Alpen-Flachbärlapp und Weißzüngel. Von Bedeutung ist außerdem das "Soykamoor", in dem noch eine echte Kostbarkeit, der Blaue Tarant, gedeiht.
Das Bewusstsein für die Zerbrechlichkeit, der von Bergbau und Industrie geprägten Gegend wuchs, bereits um die Wende vom 18. ins 19. Jahrhundert: Schon 1912 begannen Naturfreunde damit, sich für die Belange der dortigen Tier- und Pflanzenwelt einzusetzen. Später, ab 1958, wurde der rechtliche Hintergrund für das Gebiet mit seiner subalpinen und hochmontanen Vegetation geschaffen. Heute kümmert sich das "Naturschutzzentrum Erzgebirge" um das Areal.
Schützenswerter Kuttenbach
Andere naturschutzrelevante Bestrebungen im Erzgebirgskreis bestehen am Kuttenbach, ein Mittelgebirgsbach, der Bestandteil des Schutzgebiets "Kuttenbach-Moosheide-Vordere Aue" ist. Besonderes Augenmerk wird auf die Quellregion des Flusses gelegt: Hier befinden sich viele Gräben und Nassflächen mit einer besonders schützenswerten Tier- und Pflanzenwelt.
Wer Glück hat, kann hier Schwalbenschwänze beobachten - eine Schmetterlingsart, die in Deutschen hohen Schutzstatus genießt. Rund vier Jahre nach der Wende wurde das Gebiet unter Schutz gestellt. Seitdem hat sich dort einiges getan: Der Fichtenwald etwa soll nach und nach zu einem Bergmischwald heranwachsen. Andere Aktionen konzentrieren sich darauf, verschiedene Areale zu renaturieren. Die Maßnahmen reichen vom Biotopanbau über den Rückbau von Monokulturen bis hin zur Einrichtung von Laichgewässern.
Brutvogelschutz auf der Geyerschen Platte
Auf der Geyerschen Platte, rund 25 Kilometer von Chemnitz entfernt, dreht sich derweil alles um den Schutz der dort lebenden Vogelarten. Das Projekt ist Bestandteil der EU-Verpflichtungserklärung zur Erhaltung der europäischen Vogelwelt. Hier profitieren davon heimische Brutvögel wie die Bekassine, der Raufußkauz, der Neuntöter oder auch der Kiebitz, der in vielen Gegenden Deutschlands nur noch selten anzutreffen ist. Sogar der Wachtelkönig lässt sich hier manchmal sehen.
Rund 2769 Hektar groß ist das Gebiet, das die gesamte Hochebene zwischen einer Handvoll Orte, darunter Schlettau, Elterlein und Zwönitz umfasst. Die Gegend wird durch Fichtenforste geprägt, Wanderer stoßen jedoch auch auf Zwischenmoore, Gebirgsbäche, Teiche und Wiesen.
Eine bekannte Wanderstrecke entlang einer historischen Salzstraße mit Sicht auf den Pöhlberg, den Bärenstein und den Scheibenberg beginnt nahe Elterlein. Spektakulärer allerdings ist die Gegend unweit von Bernsbach, wo das Westerzgebirge mit seinen Tälern und Höhenzügen einen völlig anderen Charakter aufweist.
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Birken-Moorwälder und Rauschbeerheiden
Auch die nahe gelegenen "Hermannsdorfer Wiesen" sind ein Beispiel für die Sinnhaftigkeit von Naturschutzmaßnahmen, denn hier hat sich im Laufe der Jahrzehnte eine einmalige Pflanzen- und Tierwelt etablieren können - wertvolle Lebensräume auf 185 Hektar Land. Der einmalige Charakter des Areals ist ebenfalls seit langem bekannt - seit 1914 gibt es Bemühungen, die Flächen - wie beispielsweise Birken-Moorwälder und Rauschbeerheiden - zu schützen.
Ein weiteres schützenswertes Gebiet für einheimische Vögel im Erzgebirgskreis ist das EU-Vogelschutzgebiet "Fichtelberggebiet" - was als höchstgelegenste Moor in Sachsen gilt. Dieses Plateauhochmoor ist allein deshalb eine Besonderheit, weil Moorwälder durch industrielle Zerstörung rar geworden sind.
Bunte Blumenteppiche am Geisingberg
Im Osterzgebirge ist es außerdem die biologische Vielfalt rund um den Geisingberg, der aus umweltrelevanter Sicht von sich reden macht: Hier sind regelmäßig viele Naturfreunde im Frühsommer unterwegs, um sich an der Pracht der vielen blühenden Trollblumen oder den Blüten des Knabenkrauts zu erfreuen, die die Bergwiesen zu dieser Jahreszeit zu großen Blumenteppichen werden lassen.
Seitdem die forstlichen Maßnahmen eingeschränkt wurden, haben naturnahe Laubmischwälder die Fichten-Monokulturen mehr und mehr abgelöst. Bereits im 19. Jahrhundert war die Gegend wegen der schönen Aussicht rund um den Gipfel des Geisingberges beliebt und zog schon zu dieser Zeit immer mehr Touristen, meist Dresdener, an.
Und auch hier begann man früh, sich um die Flora und Fauna zu bemühen: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannten Naturschützer, dass ein an der Ostflanke des Bergs betriebener Steinbruch eine ernsthafte Gefahr für die Basaltkuppe darstellte. Um den Gipfel zu retten, schlug der Sächsische Heimatverein Alarm - und das mit Erfolg. Der Steinbruch wurde aufgegeben, und es entstand ein Bergsee, der im Laufe der Zeit jedoch stark verschmutzte.
Naturdenkmal: 1000-jährige Eibe
Auch die Region um Schlottwitz ist bereits seit über 100 Jahren beliebtes Ausflugsziel, insbesondere ist es das Müglitztal, das immer noch viele Naturfreunde in seinen Bann zieht. Beachtlich ist der größte natürliche Eibenbestand Sachsens inklusive eines Naturdenkmals, einem Exemplar, das auf ein Alter von tausend Jahren zurückblickt. 200 Meter ragt der Steilhang hier in die Höhe und bietet letzten Wacholdersträuchern eine Heimat.
Durch intensive Viehhaltung, und unzählige Glashütten- und Gerberei-Betriebe ist die Gegend hatte die Gegend viel von seiner Waldfläche einbüßen müssen. Anhand alter Karten lässt sich erkennen, dass die Region vor rund hundert Jahren so gut wie waldfrei war. Das hat sich mittlerweile geändert, und mittlerweile ist ein fast geschlossener Waldbestand nachgewachsen.
Die "Wilde Weißeritz"
Landschaftlich reizvoll auch: Das Naturschutzgebiet "Weißeritzwiesen" im Ost-Erzgebirge. Es gibt nicht viele Plätze in Deutschland, wo zum Beispiel noch Arnika, Sonnentau und Läusekraut anzutreffen sind. Oberhalb der "Weißeritzwiesen" wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Botanischer Garten angelegt. Er bildet einen der touristischen Anziehungspunkte der Region und ist gleichzeitig wichtiger Standort für Naturschutz und Umweltbildung.
Die nahe gelegenen "Weißeritztalhänge" ist die Heimat eines großen Komplexes verschiedener Waldgesellschaften im Bundesland Sachsen. Für die Forschung und Lehre spielt auch dieses Gebiet eine bedeutende Rolle. In der Nähe befindet sich auch die forstliche Lehranstalt in Tharandt. Ziel der Bemühungen um die Region ist die Erhaltung des ausgedehnten, struktur- und artenreichen Waldkomplexes, der Wilden "Weißeritz" als Fließgewässer und der dort lebenden Pflanzen und Tiere.