Wandern in Westsachsen: Oberlungwitz - Fantastische Ausblicke reizen Wanderer und Reiter

Auf der Karte sieht die Tour ganz harmlos aus. Doch unter den Sohlen meiner Wanderschuhe wurde die Runde ziemlich lang. Dabei hätte ich es mir denken müssen. Ich bin zwischen dem Zwickauer Land und dem Erzgebirge gependelt und habe mit Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Erlbach-Kirchberg, Lugau, Gersdorf und Bernsdorf sechs Orte in meine Planung eingebunden - das zieht sich.

Gleich nach der Bahnstrecke am Beginn der Wanderung komme ich in freies Gelände. Der grün-weißen Wegmarkierung werde ich fortan kilometerweit folgen. Bis Oberlungwitz kann ich den Blick schon mal in südliche Richtung schweifen lassen. Im Ort selbst ist die nächste Etappe der Strecke nicht zu übersehen. Schon der Straßenname in Oberlungwitz weist mich auf den Hirschgrund hin. Und bald bin ich im Landschaftsschutzgebiet angekommen. Über einen längeren Abschnitt bewundere ich die Pflanzenwelt. Vom Tierbestand teils seltener Arten bekomme ich während meines Weges quer durch das Gebiet leider nichts mit.

Am Fürstenweg verlasse ich den Hirschgrund. Hier bietet sich ein fantastischer Ausblick in alle Richtungen. Nach Norden lugen die Höhenzüge bei Hohenstein-Ernstthal hinter dem Wald hervor. Richtung Süden fallen der markante Förderturm in Oelsnitz - heute das Bergbaumuseum - und die Deutschlandschachthalde mit dem Glück-Auf-Turm auf. Besonders die Silhouette der Halde, die sich fast 500 Meter über den Meeresspiegel erhebt, wird mich noch lange begleiten.

Über Erlbach-Kirchberg nähere ich mich Lugau. Dass ich mir ein paar hundert Meter lang den Weg selbst suchen muss, stört nicht weiter. Mein Wandernavigationsgerät erweist mir bei der Orientierung treue Dienste.

Vorbei am Friedhof, an der Kirche und dem Lugauer Wahrzeichen, den alten Glockenturm, erreiche ich die Talstraße. Ein verspäteter Hahn kräht sich auf einem Zaun zur Mittagsstund' fast die Seele aus dem Leib. Nahtlos geht die Straße in den Ort Gersdorf über. Überall weisen Schilder auf die Bergbautradition mit zahlreichen Schächten und Halden hin. Ich will aber irgendwann wieder an meinem Ausgangspunkt ankommen und kann deshalb hier kein Besuchsprogramm absolvieren. Die Plutostraße führt mich wieder aus dem Ort heraus.

Mein nächstes Ziel ist nicht zu übersehen. Zehn Windräder säumen einen asphaltierten Agrarweg: die Garnstraße. Die mächtigen Apparate zur Stromerzeugung stehen hier nicht umsonst. Es pfeift ordentlich übers Feld. Ab jetzt kann ich Hohenstein-Ernstthal schon in der Ferne sehen. Aber auch Gersdorf und Oberlungwitz rücken in mein Blickfeld. Nach Westen müsste zusätzlich Hohndorf auszumachen sein. Aber ein Bergrücken lässt mich nur die Spitze des Kirchturms erkennen.

Nun heißt es, noch ein paar Kilometer zu schrubben. Hohenstein-Ernstthal kommt nur ganz allmählich näher. Da ich inzwischen schon einige Kilometer in den Beinen habe, freue ich mich auf das Ziel. Am Sachsenring gönne ich mir aber noch den einen oder anderen Blick auf das Motorsport-Mekka und die Rennstrecke. Eine schier endlose Straße bringt mich schließlich dem Bahnhof näher. Knapp 23 Kilometer wollte ich eigentlich nicht laufen. Für die Beine war das ermüdend, für die Augen ermunternd.

Im Naturschutzgebiet brütet seltener Rotmilan

Start und Ziel: Bahnhof Hohenstein-Ernstthal; Streckenlänge: 22,7 Kilometer; tiefster Punkt: 286 Meter über dem Meeresspiegel am Lungwitzbach in Bernsdorf; höchster Punkt: 409 Meter über dem Meeresspiegel am Pfarrwald in Lugau; Gesamtanstieg: zirka 250 Meter; Beste Aussicht: am Fürstenweg, zwischen Erlbach-Kirchberg und Lugau sowie an der Garnstraße in Gersdorf; Anfahrt: Regionalbahn Zwickau - Dresden.

Das Naturschutzgebiet Hirschgrund ist 400 Hektar groß. Quer durch das Terrain fließt der gleichnamige Bach, an dem Erlen stehen. Außerdem gibt es unter anderem Eichen und Birken. Die Teiche im Naturschutzgebiet werden teilweise fischwirtschaftlich genutzt. Zu den in diesem Areal angesiedelten Vögeln gehört der seltene Rotmilan. Neben Reh- und Niederwild gibt es auch Libellen, Amphibien und Reptilien.