Wandern in Westsachsen: St. Egidien - In Sichtweite des Bismarckturms

Die Tour um St. Egidien beginnt für mich mit einem Ärgernis. Mein GPS-Gerät gaukelt mir vor, dass es in östlicher Richtung in der Nähe der Bahnlinie einen Weg gibt. Das ist aber nicht der Fall, sodass ich ein ganzes Stück zurück muss. Dennoch führt mich der Weg noch nach Rüsdorf, das zu Bernsdorf gehört. Das Malheur vom Anfang ist schnell vergessen, weil ich in schöner Natur entlang einer grün-weißen Wandermarkierung nach Kuhschnappel aufsteigen kann. Die 100Höhenmeter bis zum ersten Ortsteil von St. Egidien fallen so fast nicht ins Gewicht.

Der Rüsdorfer Wald, der an die alte Rennstrecke des Sachsenrings angrenzt, bleibt rechts liegen. Ich nähere mich jetzt Kuhschnappel, das zu DDR-Zeiten für sein Spezialbrot recht bekannt war. Der Ort wirkt attraktiv und ist schön gelegen. In der Ferne ist die A 4 mit der Autobahnabfahrt Hohenstein-Ernstthal zu sehen. Gleich nach Kuhschnappel passiere ich einen idyllisch gelegenen Friedhof mit einer kleinen Kirche. Auf meinem Weg in Richtung Ortsteil Lobsdorf kann ich schon mal in südliche Richtung einen Blick bis zum Erzgebirgskamm werfen. Noch mehrfach begegnet mir die charakteristische Silhouette eines Berges. Ich vermute, dass es der Auersberg gewesen ist.

In Lobsdorf komme ich ganz am Ende durch eine sehr enge, aber wunderschöne Gasse. Mein Weg führt weiter Richtung Nordwesten, geht über eine Wiese und an einem feuchten Waldrand entlang. Nach vielen Kilometern mit der grün-weißen Kennzeichnung trenne ich mich vom Wanderweg, der nach der Autobahn weiter nach Waldenburg führt, und wende mich wieder links in Richtung Tal des Lungwitzbachs. An der Pappelstraße reicht das Panorama vom Erzgebirge über den Bismarckturm in Glauchau bis zum VW-Werk in Mosel.

In Niederlungwitz passiert mir ein Fehler, der die Tour noch länger, aber auch noch interessanter macht. Eigentlich hätte man links abbiegen müssen, um wieder näher an meinen Ausgangspunkt zu kommen. Stattdessen gehe ich rechts, überquere schließlich die Hauptstraße und steige dann Richtung Glauchau auf. So setzt sich mein Weg in der Nähe vom Bismarckturm fort, der zurzeit leider nicht bestiegen werden darf, weil ein Stein aus dem Mauerwerk gebrochen ist. Diese Denkmäler sind zu Ehren des ehemaligen Reichskanzlers nicht nur in Deutschland in großer Zahl entstanden. Das Glauchauer Exemplar zählt heute zu den größten dieser Türme, die noch erhalten sind.

Ich durchquere das Naturschutzgebiet am Rümpfwald. Hier hat die Sowjetarmee einst einen Panzerübungsplatz betrieben. Davon ist zum Glück nichts mehr zu bemerken. Geradeaus erreiche ich schließlich auch den gleichnamigen Forst, der als zweitgrößtes Waldgebiet des Erzgebirgischen Beckens zählt. Das Forsthaus bleibt links zurück. Ich muss mich nun wieder St. Egidien annähern. Am Waldrand ist mein Ziel in doch beträchtlicher Entfernung zu erkennen. Halb links kann ich auf den ersten Abschnitt meiner Runde blicken. Schnurgerade führt mich der Feldweg ins Tal hinab. Ab den ersten Häusern von St. Egidien ist der Lungwitzbach mein Begleiter auf der Schlussetappe.

Erst an der Lichtensteiner Straße wende ich mich links, um nach einem Kilometer dann doch recht geschafft den Bahnhof zu erreichen. Wem fast 23 Kilometer zu lang sind, der kann bereits in Lobsdorf nach Süden abbiegen und dann eher noch einen Schwenk Richtung Rümpfwald machen. Auf jeden Fall ist die Tour recht interessant und bietet vieles für das Auge. Das hügelige Terrain sollte man aber nicht unterschätzen. Es kommen letztlich eine ganze Menge Höhenmeter zusammen.

Auf und Ab an den Hängen des Lungwitzbachtals

Start und Ziel ist der Bahnhof St.Egidien (An- und Abfahrt von Zwickau: Regionalbahn nach Dresden); Länge: 22,9 Kilometer; Tiefster Punkt: 238 Meter über dem Meeresspiegel in Niederlungwitz; Höchster Punkt: 383 Meter über dem Meeresspiegel kurz vor Kuhschnappel; Gesamtanstieg: ungefähr 380 Meter; Beste Aussicht: zwischen Kuhschnappel und Lobsdorf und auf der Pappelstraße nach Niederlungwitz.

Bei jeder Wanderung sollte genug Trinkwasser im Rucksack sein. Die Flüssigkeitszufuhr ist wichtig. (jz)