Wandern in Mittelsachsen: Ein Stück Mystik oberhalb der Mulde

Vor allem von Süden her sieht der Rochlitzer Berg mit seiner dichten Bewaldung immer etwas mystisch aus. Die Wandertour beginnt aber genau auf der anderen Seite - am Schloss Rochlitz. Genau durch das alte Gemäuer, in das in letzter Zeit einiges investiert wurde, führen die ersten Schritte der Strecke. Gleich nach dem Schloss ist der rot markierte Rudolf-Zimmermann-Weg ausgeschildert.

Er steigt allmählich an. Leider wird der Pfad nach einiger Zeit unterbrochen, weil bei einem Hochwasser eine Brücke zerstört wurde. Als "Umleitung" wird rechts zur Zufahrtsstraße des Berges abgezweigt. Auch hier können Höhenmeter gemacht werden. Der Straßenabzweig nach Sörnzig wird ignoriert. An der nächsten Verzweigung der Straße halten sich die Wanderer, die auf den Aussichtsturm verzichten, links. Alle anderen können vom Bauwerk aus einen weiten Blick in alle Richtungen werfen.

Auf beiden Routen kommt an mehreren ehemaligen Steinbrücken vorbei. An der Königshöhe, die vor 200 Jahren anlässlich der Freilassung von König Friedrich August I. aus preußischer Kriegsgefangenschaft errichtet wurde, lohnt sich ein Aufstieg zur Aussichtsplattform, weil hier ein Blick in den Seidel- und den Gleisbergbruch möglich ist. Gegenüber der Königshöhe führt ein kleiner Pfad in den Wald. Bald stößt man auf den grün gekennzeichneten Weg, der recht steil Richtung Sörnzig absteigt. Am Waldrand ist die Aussicht nach Osten prächtig. Man kann nicht nur einige Ortsteile von Seelitz sehen. Über die Felder geht es weiter ins Tal der Zwickauer Mulde. Kurz vor Seelitz lädt ein kleiner Rast- und Spielplatz zur Pause ein. Im Örtchen wird nahe des Landgasthofes die neue Fußgängerbrücke überquert. Jenseits des Gewässers - in Fischheim - folgen die Wanderer der gelben Wegmarkierung flussabwärts. Es bieten sich imposante Blicke zurück beziehungsweise seitlich zum Rochlitzer Berg, aber auch zum Ausgangspunkt der Tour: Das Schloss lugt nämlich immer mal wieder hervor.

Auf der der Mulde abgewandten Seite wird der "Bieserner Borstel" passiert. Man kann auch zu den Wallresten einer kleinen slawischen Burganlage hinaufsteigen. Der eigentliche Weg führt weiter bis zur Bieserner Straße. Durch die Häuser des gleichnamigen Ortes wird die Bundesstraße erreicht und überquert. Man kommt direkt zur Sandgrube Biesern, die heute mit Wasser gefüllt ist. In der Mitte des Gewässers haben sich zwei Inseln gebildet. Direkt am Ufer kann die Grube umrundet werden. Schon wieder im Norden sollte man den etwas verwitterten Wegweiser nach Rochlitz nicht verpassen. Über ein paar Stufen wird wieder die Bundesstraße erreicht. Ein paar Schritte links kann ins Muldental zurückgekehrt werden. Auch der Weg an der Bundesstraße ist möglich.

Die rötliche Muldenbrücke in Rochlitz war bei der Befreiung vom Nationalsozialismus 1945 die Demarkationslinie zwischen Amerikanern und Russen. Eine Schautafel weist darauf hin. Gleich nach der Brücke biegen die Wanderer links ab. Parallel zur Mulde geht es über Uferstraße und Mühlgraben wieder Richtung Ausgangspunkt. Unterwegs kann man in die Altstadt blicken und auch das älteste Haus von Rochlitz bewundern.

Details zur Strecke: Länge der Tour: 11,3 Kilometer. Start und Ziel: Schloss Rochlitz. Gesamtanstieg: 230 Höhenmeter. Höchster Punkt: 342 Meter über dem Meeresspiegel an der Königshöhe; Tiefster Punkt: 157 Meter an der Muldenbrücke in Rochlitz.

Im nächsten Teil der Serie "Wanderklassiker in Mittelsachsen" führt die Tour des Autors nach Holzhau.

Blick bis nach Leipzig

Der Rochlitzer Berg ist eine markante Landmarke zwischen Leipziger Land und Erzgebirge. Vom Friedrich-August-Turm ist bei guter Sicht die Skyline von Leipzig und in der anderen Richtung der Fichtelberg zu erkennen. Die Erhebung ist 353 Meter hoch.

Seit fast 1000 Jahren wird das auf dem Berg vorhandene Tuffgestein, auch Rochlitzer Porphyr genannt, abgebaut. Das charakteristische, rötliche Gestein ist in der Gegend oft anzutreffen, historisch an der Augustusburg oder am Alten Rathaus in Leipzig. In neuerer Zeit wurde es für die Muldenbrücke in Rochlitz und die Stadthalle in Chemnitz verwendet. (jz)