Sonderschau im Oberen Schloss Greiz soll Weg zum UNESCO-Welterbe ebnen

Einzigartige Residenzarchitektur dank Heinrich XI.

Die Thüringische Residenzlandschaft ist auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe.

Ein zentraler Punkt für diese Bewerbung ist der kulturelle Pluralismus, der die Thüringische Residenzlandschaft prägte. Dies wird bis zum heutigen Zeitpunkt durch Architektur und Gartenkunst, Bibliotheken und Kunstsammlungen, Theater und Musik erlebbar.

Auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe

Die Residenzschlösser in Greiz - das Obere Schloss und das Untere Schloss mit seinen Museen - verdeutlichen dies im besonderen Maße. Deshalb sind die beiden Greizer Residenzschlösser neben sieben weiteren Residenzen für die äußerst wichtige UNESCO-Welterbe-Bewerbung von Thüringen ausgewählt worden.

Die neue Sonderausstellung im Oberen Schloss Greiz bildet einen korrespondierenden Schritt auf dem gemeinsamen Weg zu diesem großen Ziel.

Einzigartige Residenzarchitektur dank Heinrich XI.

Heinrich XI. Reuss Aelterer Linie (1722-1800) prägte das Erscheinungsbild der ehemaligen Haupt- und Residenzstadt Greiz als einzigartiges Beispiel kleinstaatlicher Residenzarchitektur wie kein anderer Landesherr. Greiz verdankt ihm und seinem Repräsentationsbedürfnis die vielen barocken und klassizistischen Einzeldenkmäler, die Greiz noch heute so nachhaltig prägen.

Seine Begeisterung für architektonische Neugestaltungen haben sich im Oberen Schloss mit dem Back- und Waschhaus (erb. 1743), der Kanzlei (erb. 1745), dem Schanzengarten mit Pavillon (erb. 1751), der Orangerie (erb. 1757) sowie der Gestaltung der prachtvollen Räumlichkeiten des heutigen Museums im Oberen Schloss verewigt. Andere Bauten, wie das Reithaus (erb. 1752), die Eremitage, das Tafelhäuschen, die Pfirsichblütenallee und eine Vielzahl von Blumen- und Orangengärten mussten schon im 19. Jahrhundert sowie in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts den sich verändernden Prioritäten weichen und gerieten zunehmend in Vergessenheit.

Gartenkunst zum Lustwandeln und Verweilen

Die Sonderausstellung im Museum im Oberen Schloss schließt nahtlos an die Dauerausstellung in den Repräsentationsräumen des 18. Jahrhunderts an und  thematisiert in den historischen Räumlichkeiten der Schlosskirche, der Fürstenloge und des Fürstensaals vorrangig die Bautätigkeit des Grafen und Fürsten an seiner Residenz - dem Oberen Schloss.

Die authentischen Räumlichkeiten des 18. Jahrhunderts bilden einen angemessenen Ausstellungsrahmen. Intensive Forschungen und Recherchen offenbaren neue Erkenntnisse zum Alltagsleben sowie zur Funktionalität einzelner Gebäude des Oberen Schlosses.

Die Ausstellung vermittelt auch eine Idee von der Gestaltung und Größe der Fürstlichen Parkanlagen, die zum Oberen Schloss gehörten.

Ganz im Sinne der Architektur des Barocks folgte auch die Gartenkunst gestalterischen Grundprinzipien. Sie erfuhr in dieser Epoche eine Gleichsetzung mit anderen Kunstgattungen. Jedes einzelne Kunstwerk diente nur einem Zweck - der Vollendung des Gesamtkunstwerkes. Die Beherrschung der Natur und der bewusste Einsatz natürlicher Ressourcen für geometrische Formen sowie die Einbeziehung der Hauptgebäude und Nebengebäude in das Gesamtkonzept des Ensembles symbolisierten Macht, Wohlstand, Selbstverständnis und Standesanspruch.

Daraus ist abzuleiten, dass ohne den Ausbau seiner Residenz, Nebenresidenz sowie der dazugehörigen Stadt eine Erhebung in den Reichsfürstenstand im Jahre 1778 undenkbar gewesen wäre. Die intensiven Bautätigkeiten verdeutlichen auch den hohen Stellenwert repräsentativer sowie kultureller Aspekte im 18. Jahrhundert.

Verwandlung einer mittelalterlichen Burg in eine Schlossanlage

Die bauliche Konzeption - die Bauidee des 18. Jahrhunderts offenbart am Oberen Schloss eindrucksvoll die Verwandlung der mittelalterlichen Burg in eine Schlossanlage mit einer Vielzahl von Park- und Gartenanlagen, Alleen und kleinen Gartenbauten, die zum LUSTWANDELN und VERWEILEN einladen sollten.

Natürlich verewigte sich Heinrich XI. auch mit der Errichtung des Sommerpalais (erb. 1768/69), der Neugestaltung des Obergreizer Lustgartens sowie der Errichtung der Rotunde (erb. 1787) für die japanische Porzellansammlung seiner Gemahlin.

Dies wird auch in der Sonderausstellung im Oberen Schloss dokumentiert, denn im 18. Jahrhundert ist das Fürstliche Residenzschloss (heute Oberes Schloss) nur im Gesamtzusammenhang mit dem damaligen Obergreizer Lustgarten (heute Fürstlich Greizer Park) sowie dem Sommerpalais als Gesamtensemble zu verstehen.

Eine weiterführende Sonderausstellung "La belle retraite et la belle vie" im  Sommerpalais Greiz thematisiert die Interessen sowie die Alltagswelt des Grafen und Fürsten in dem authentischen, architektonisch einzigartigen Kontext der imposanten Nebenresidenz.

Die Sonderausstellungen vermitteln eindrucksvoll, welche herausragende Bedeutung Heinrich XI. bis heute für die Schloss- und Residenzstadt Greiz hat - Greiz ohne seine Residenzarchitektur ist einfach undenkbar.