Das "Neinerlaa" - ein alter Weihnachtsbrauch

Jeder Bestandteil des Essens hat eine bestimmte Symbolik für das neue Jahr

Annaberg-Buchholz. Wenn der Schnee unter den Füßen knirscht und der kalte Winterwind durch die Gassen bläst, begibt man sich nach einem Stadtrundgang gern hinein in gemütlich warme, weihnachtlich geschmückte Cafés und Gaststätten. Dort bietet sich die Gelegenheit, das typisch erzgebirgische "Heilig-Abend-Essen" - das sogenannte "Neunerlei" zu genießen.

Das "Neinerlaa" - wie es in Mundart heißt - ist ein alter Weihnachtsbrauch, der heute noch gelebt wird. Das Gericht besteht immer aus neun verschiedenen Speisen. Aber es gibt nicht das EINE Neunerlei des Erzgebirges. Die Zusammenstellung der einzelnen Komponenten ist innerhalb der Ortschaften und zum Teil auch zwischen einzelnen Familien verschieden.

Jedem Bestandteil des Festessens wird eine bestimmte Symbolik für das neue Jahr zugeordnet:

Fleisch von Gans, Pute oder Kaninchen soll Glück bringen. Die "Grünen Klöße" - aus rohen und gekochten Kartoffeln - verheißen Wohlstand. Die Bratwurst steht für Kraft und Herzlichkeit. Erbsen, Hirse oder Linsen sorgen für das nötige Kleingeld in den Taschen. Sauerkraut bringt Gesundheit und eine gute Ernte. Sellerie steht für Fruchtbarkeit. Pilze und Rote Bete sollen Freude bringen. Für die Süße des Lebens gibt es den Nachtisch. Auch dieser besteht aus verschiedenen Bestandteilen wie z. B. Bratäpfel oder Backpflaumen, die zur Stärkung der Familie dienen sollen. Oftmals wird Semmelmilch mit gehackten Nüssen gereicht, die zusätzlich für schöne Haut sorgen soll. Brot und Salz dürfen auf keinem Tisch fehlen. Das Brot darf dabei zwar angeschnitten, aber nicht gegessen werden.

Trotz unterschiedlicher Bestandteile des "Neinerlaa", über welche man sich im Erzgebirge auch einmal streiten kann, haben doch eines alle Familien gemeinsam: Am Heiligabend sitzen alle Familienmitglieder um 18 Uhr am Tisch. Nach all der weihnachtlichen Hektik und viel Gewusel in den Küchen kehren pünktlich zum Glockenschlag Ruhe und Gemütlichkeit ein.

Essen wie von Omas Herd

Wer gerne über den Annaberger Weihnachtsmarkt schlendert, im Übrigen einer der schönsten Weihnachtsmärkte Deutschlands, findet auch dort eine Vielzahl typisch erzgebirgischer Gerichte. Unter dem Thema "Essen wie von Omas Herd" kann der Gast eine jährlich wechselnde Suppenspezialität probieren, welche von den verschiedenen Weihnachtsmarktköchen individuell zubereitet wird. Auch Naschkatzen dürfen sich speziell zur Weihnachtszeit auf besondere ­Leckereien freuen. Neben Leb- und Baumkuchen, Spekulatius und Co. kann der typisch erzgebirgische Butterstollen in einer der vielen Bäckereien der Stadt verkostet und für die Familie daheim erworben werden.