Freibergs Domkantor über die Kraft der Musik: "Jeder Mensch kann musizieren"

Albrecht Koch im Gespräch

Aufgewachsen in einer Kantorenfamilie, gehört Musik für Albrecht Koch schon seit Kindesbeinen selbstverständlich zum Leben dazu. In zahlreichen Studien habe die Wissenschaft gezeigt, wie gesund es sei, zu singen, weil dabei unter anderem Glückshormone ausgeschüttet werden. Zudem stärkt das gemeinsame Singen das Gemeinschaftsgefühl.

Obwohl dies alles allgemein bekannt sei, werde nach Einschätzung von Albrecht Koch vor allem in den Familien viel zu wenig Musik gemacht - ob nun an einem Instrument oder als Gesang. Ein Grund dafür sei, dass viele Leute glaubten, sie seien absolut unmusikalisch. "Dabei ist es doch gar nicht wichtig, ob man Musik professionell oder laienhaft betreibt. Die Hauptsache ist, dass man überhaupt Musik macht", sagt Albrecht Koch. Und die Tatsache, dass junge Menschen von einer selbstgerechten Jury für ihren Mut, vor einem Millionenpublikum die Stimme zu erheben, in der Regel heruntergemacht werden, sei der Sache auch nicht gerade dienlich.

Anderen Weg gegangen

Albrecht Koch geht einen anderen Weg. Seit 2008 ist er als Domkantor und Domorganist in Freiberg tätig, wo ihm mit der Silbermann-Orgel von 1714 eine der bedeutendsten Orgeln der Barockzeit anvertraut ist. Am Freiberger Dom leitet er zahlreiche Chöre wie den Domchor, die Domkurrende oder die von ihm ins Leben gerufenen Domkinderchöre und die Jugendkantorei am Freiberger Dom. "Ich spüre ein großes Interesse unter den Eltern an diesen Angeboten, deshalb wollen wir diese sukzessive aus bauen. Wir freuen uns immer wieder über neue Mitglieder. Die Mitglieder des Jugendchores zum Beispiel sind selbst auf mich zu gekommen und haben mich gefragt, ob ich mit ihnen musizieren möchte", erzählt Albrecht Koch. Mittlerweile wird dabei nicht mehr nur miteinander gesungen, sondern auch gewandert oder Ski gefahren. Albrecht Koch weiß aus seiner eigenen Kindheit, wie wichtig das Gemeinschaftsgefühl ist, das ein Chor vermittelt.

Geboren 1976 in Dresden, sammelte er im Dresdner Kreuzchor schon als Kind wichtige musikalische Erfahrungen. Zu seinen prägenden Lehrern während seiner Studien an der Leipziger Musikhochschule zählten Arvid Gast, Martin Schmeding und Morten Schuldt-Jensen. Als Organist und Dirigent gehört er heute zu den innovativsten Persönlichkeiten der sächsischen Kirchenmusik.

Der Erfolg gibt ihm recht

Als Musiker wie auch als künstlerischer Leiter der Silbermann-Tage begeistert er immer wieder mit packenden Interpretationen, beeindruckenden Programmen und großer künstlerischer Kreativität. Albrecht Koch plant, die musikalischen Angebote am Freiberger Dom weiter auszubauen. Der Erfolg gibt ihm recht: Mit seinen Ensembles gestaltet er nicht nur Aufführungen etwa der großen Oratorien und Passionen Johann Sebastian Bachs, sondern findet auch durch die Erschließung und Wiederaufführung vergessener Werke der sächsischen Musikgeschichte vielfach Anerkennung. Ebenso engagiert er sich für die zeitgenössische Musik, was sich in zahlreichen Auftragskompositionen und Uraufführungen für Orgel, aber auch Chor widerspiegelt. Gemeinsam mit dem Ensemble chordae freybergenses spürt er zudem dem originären Klang der Renaissance nach, der sich mit den Engelsinstrumenten von 1594 in der Grablege der Wettiner im Freiberger Dom bis heute erhalten hat.