Sie sind berühmt und berüchtigt für Ausschweifungen, durchtanzte Nächte, für selbstbestimmte Frauen mit Bubiköpfen, Lebensfreude und Aufbruchsstimmung: Die Goldenen Zwanziger.
Dass längst nicht alles so golden war, ist hinlänglich bekannt. Inflation, Arbeitslosigkeit und Straßenschlachten sind die Kehrseite der glänzenden Medaille - insbesondere außerhalb der Hochglanz-Großstadtbilder. Gerade im industriell geprägten Westsachsen waren die Zwanziger eine "wilde" Zeit, geprägt von politischen Grabenkämpfen zwischen Links und Rechts und auch wirtschaftlich schwankend - von anfänglichem Aufschwung zu hohen Arbeitslosenzahlen, Streiks und einer Krise der Textilindustrie.
Dabei entwickelten sich die vogtländischen Ortschaften politisch gänzlich verschieden: Während in Plauen eine der ersten NSDAP-Gruppen außerhalb Bayerns gegründet wurde und die Hitlerjugend ihren Anfang nahm, war das benachbarte Oelsnitz/Vogtl. bis 1932 KPD-geführt und ein großer Teil der Arbeiterschaft verfiel dem Ruf des vogtländischen "Räuberhauptmanns" Max Hoelz. Neben Saalschlachten und Straßenkämpfen erlebten aber auch das Kleingartenwesen, alle Arten von Turn- und Sportvereinen, sowie Kino- und Tanzveranstaltungen einen Aufschwung.
Zeitreise ins Oelsnitz/V. von vor 100 Jahren
Mit vielen Dokumenten, Fotos und Materialien aus der spannenden Zeit von vor 100 Jahren wird insbesondere das Leben in und um Oelsnitz/Vogtl. beleuchtet. Alltagsgegenstände von Kleidern, elektrischen Bügeleisen bis zum Motorrad zeugen von dem Leben, das gerade nach dem I. Weltkrieg tiefgreifenden Veränderungen ausgesetzt war.
Für den Blick über den Tellerrand der regionalen Verhältnisse hinaus werden über 70 Original-Grafiken von namhaften Künstlern und bedeutenden Karikaturisten der Zwanziger Jahre aus der Sammlung Archiv Kunst und Kultur Zwickau gezeigt. Diese vermitteln den zeitgenössischen Blick auf soziale, gesellschaftliche und politische Themen - wurde doch auch hier schon die ambivalente Wirkung zwischen Fortschritt, politischem Grabenkampf und rückwärtsgewandtem Denken erkannt und thematisiert. Mit einigen frühen Arbeiten von Erich Ohser (später: e. o. plauen) ist dabei auch ein national beachteter vogtländischer Künstler vertreten.
Interaktive Begleitangebote zur Sonderschau
Die Besucher der am 8. Juli 2023 startenden Sonderschau "Putsch und Pailletten - Die wilden Zwanziger" auf Schloß Voigtsberg können so in die spannende Zeit vor einhundert Jahren eintauchen. Zahlreiche Begleitangebote von Erlebnis-Führung "So lang nicht die Hose am Kronleuchter hängt" bis hin zum Charleston-Crashkurs sind anlässlich der Exposition, die bis 15. Oktober geöffnet sein wird, geplant.
Weitere Informationen zur Sonderexposition, Anmeldungen, Führungen und Öffnungszeiten sind in den Museen Schloß Voigtsberg unter der Telefonnummer (037421) 729484 oder unter www.schloss-voigtsberg.de erhältlich.