Das Erzgebirge ist nicht nur in Deutschland für Volkskunst- und Weihnachtstradition bekannt, sondern weltweit. Das festliche Schmücken mit traditioneller Volkskunst gehört im Erzgebirge zur Weihnachtszeit dazu, sodass man in vielen Fenstern verschiedene Holzschnitzereien bewundern kann. In größeren Städten und auch in kleineren Ortschaften verzaubern riesige Weihnachtspyramiden Groß und Klein. Wie überall in Deutschland beginnt im Erzgebirge die Weihnachtstradition mit der Adventszeit. Früher bestimmte der Bergbau das Leben im Erzgebirge. Die Traditionen aus diesen Zeiten halten sich bis heute und werden von den Menschen im Erzgebirge weiterhin gepflegt. Ihretwegen kommen speziell in der Weihnachtszeit Besucher aus aller Welt in diese schöne Gegend.
Zur Weihnachtszeit stehen im Erzgebirge nicht das Christkind, sondern die Bergleute im Mittelpunkt. Das zauberhafte Leuchten in allen Orten erzählt von der einstigen Sehnsucht der Bergmänner nach Licht. Noch heute bestimmt dies das Lebensgefühl einer ganzen Region. Besonders in der dunklen Jahreszeit erfreuen sich die Erzgebirgler an einem idyllischen Lichtermeer. In nahezu jedem Fenster sind Schwibbögen, häufig mit Bergmannsmotiven oder biblischen Szenen, Lichterengel und leuchtende Adventssterne zu sehen.
Weihnachtsgeschenke und kulinarische Köstlichkeiten im Erzgebirge
Geschenke an Familie, Freunde und Bekannte zur Weihnachtszeit sind eine uralte Tradition. Zu jeder Phase dieses mehrtägigen Festes gibt es unterschiedliche Arten von Geschenken. Im Erzgebirge findet die Weihnachtsbescherung meist am Heiligabend nach dem Festessen statt. Der 24. Dezember ist erfüllt von regem Treiben: Es wird geputzt, geschmückt und vorbereitet. Am Vorabend oder in der Früh wird der Weihnachtsbaum herausgeputzt. Christbaumkugeln, Weihnachtsglöckchen, Weihnachtsengel und Lichterketten machen aus dem Tannenbaum eine Attraktion. Kleine hölzerne Weihnachtsfiguren aus erzgebirgischen Holzkunstwerkstätten setzen dann noch das i-Tüpfelchen. Das Schmücken des Weihnachtsbaumes war in der guten alten Zeit meist dem Familienoberhaupt vorbehalten. Die Kinder durften den Baum erst zur Bescherung sehen. Heute ist oft die ganze Familie mit dem Schmücken des Baumes beschäftigt.
Am Heiligabend-Nachmittag wird im Erzgebirge der leckere Christstollen angeschnitten. Erlesenes Marzipan, Mandeln, eingelegte Rosinen geben dem Stollen seine ganz besondere Note. Dazu gibt es eine gute Tasse Kaffee oder eine Portion Kakao für die Kinder.
In der Regel versammeln sich alle Familienmitglieder und Verwandten zum Stollenfest. Je nach Region geht man vor dem Heiligabend-Essen in die Kirche. Eine beliebte Tradition im Erzgebirge ist auch das Krippenspiel. Vielerorts sind hier sogar echte Schafe und Esel dabei.
Ausgelassene Schlemmerei - jeder Gang ein gutes Omen
Einst war es gar nicht so einfach, Kaninchen, Enten oder Gänse zu Weihnachten für das Festessen zu bekommen. Die Erzgebirgler fackelten damals nicht lange und züchteten ihren Weihnachtsbraten selbst. So hatte fast jede Familie Kaninchen, Hühner, Enten oder Gänse. Diese wurden ein paar Tage vor Weihnachten geschlachtet. Das sogenannte erzgebirgische Heiligabend-Nationalgericht heißt "Neinerlaa", was so viel wie Neunerlei bedeutet. Das kommt auf den Tisch:
- Pute, Gans, Kaninchen: sollen Glück bescheren
- Bratwurst: steht für Herzlichkeit und Kraft
- Sellerie: verheißt Fruchtbarkeit
- Linsen: sind gut für die Gesundheit
- Grüne Klöße: sollen den Geldbeutel füllen
- Rotkohl, Sauerkraut: sorgen für langes Stroh
- Semmelmilch: lässt das Vieh gedeihen
- Pilze, Rote Bete: bringen Freude und Glück
- Bratapfel gefüllt mit Nüssen: bescheren einen entspannten Alltag
Das Abendessen im Erzgebirge wird mit einem würzigen Magenbitter, einem "Lauterbacher Tropfen" abgeschlossen.
Geschenke - das Schönste an Weihnachten
Gleich nach dem Essen hüpfen die Kinder von ihren Stühlen und stürzen sich auf die Weihnachtsgeschenke unter dem Weihnachtsbaum zu. Oft kommt auch der Weihnachtsmann selbst vorbei. Die Kinder warten schon den ganzen Tag ungeduldig auf die Bescherung. Handgeschnitzte Schaukelpferde und Puppen oder Kaufmannsläden - das war anno dazumal. Früher bekamen Mädchen auch einen Leuchter tragenden Engel und Jungen einen Lichterbergmann geschenkt. Heute sind es eher die Playstation, ein Pro Compact Controller für die Xbox oder Spiele wie Hogwarts Legacy oder Street Fighter 6, die Kinderaugen leuchten lassen. Wer hier ein bisschen Unterstützung sucht, was unsere Kleinen aktuell cool finden, findet auf Seiten wie GamingGadgets bestimmt den einen oder anderen nützlichen Tipp. Der gemütliche Abend klingt bei guten Gesprächen und einem edlen Tröpfchen aus. Pyramiden drehen sich im Lichterglanz und Räuchermännchen oder auch die Karzl von Herrn Huss verbreiten einen würzigen Weihnachtsduft. Die Kinder spielen mit ihren Geschenken. In manchen Familien werden Geschichten vorgelesen, in anderen wird musiziert. Mehrstimmige Melodien werden mit traditionellen Instrumenten wie Zither und Akkordeon heute noch gern untermalt.
Der erste Weihnachtstag im Erzgebirge
Nicht nur an Heiligabend geht man im Erzgebirge in die Kirche. Am ersten Weihnachtsfeiertag gehen die Erzgebirgler schon früh zur Christmette. Wenn die Bergarbeiter früher auf die Mettschicht gingen, hieß das, dass dies die letzte Schicht vor Weihnachten war. Das ganze Dorf feierte mit den Bergleuten. Es wurden Lichter angezündet und Lieder gesungen. Mit Essen und Getränken wurden die Feiertage eingeläutet.
Mancherorts beginnt die Christmette schon um fünf Uhr früh. In der Dunkelheit begeben sich die Menschen gemeinsam in die Kirche und rücken bei Kerzenschein eng zusammen. Einige träumen hier sicher schon vom leckeren Weihnachtsbraten. Am ersten Weihnachtsfeiertag kommt der Weihnachtsbraten als Gans mit Klößen auf den Tisch. Auch Weihnachtskarpfen mit Kartoffelsalat ist beliebt. Der Weihnachtskarpfen "sorgt" dafür, dass einem im neuen Jahr nicht das Geld ausgeht - denn wer will das schon? Anschließend gibt es Kompott. Und selbstverständlich dürfen zur Kaffeezeit der leckere Christstollen und selbst gebackene Plätzchen nicht fehlen. Von nun an ist es Zeit für Besinnlichkeit.
Traditionsreiches Erzgebirge
Eine schöne Tradition ist der Hutzenabend, ein von den Frauen der Bergleute begründeter Weihnachtsbrauch. Hutzen heißt zusammenrücken - Schnitzer und Klöpplerinnen setzten sich damals in einer größeren Runde zusammen. So sparte man sich Kerzen und Feuer ein. Neben der Arbeit wurde gesungen und sich ausgetauscht. Auch heute noch lebt diese Tradition vielerorts weiter. In geselliger Runde wird geschwatzt, gesungen, musiziert und gegessen.
Wer in der Vorweihnachtszeit in Annaberg, Freiberg, Seiffen oder anderen erzgebirgischen Städten zu Gast ist, kann gleich mehrere Weihnachtsmärkte besuchen. Die Weihnachtsmärkte im Erzgebirge sind legendär. Sie sind abwechslungsreich gestaltet und es wird vor allem erzgebirgische Volkskunst wie Nussknacker, Schwibbögen, Weihnachtspyramiden, Räuchermännchen, Bergmannsfiguren angeboten. Für allerhand Leckereien und Glühwein ist ebenfalls gesorgt. Und weil die Weihnachtszeit im Erzgebirge so schön war, feiert man 40 Tage nach Weihnachten am zweiten Februar Mariä Lichtmess. Dazu finden Gottesdienste und Lichterprozessionen statt. Lichtmess bedeutet das Ende der Weihnachtszeit und den Abbau der Weihnachtsdekorationen. Das Erzgebirge wird auch das Weihnachtsland genannt. Denn Weihnachten ist im Erzgebirge einfach am allerschönsten.