Vom Erzgebirger Landhotel bis hin zur Titanic

Wer in der Erzgebirger Hotelbranche etwa auf sich hält, wirbt oft schon auf den einschlägigen Bookingseiten im Netz mit "voll ausgestattet" und vergisst dabei nicht zu erwähnen, dass alle Zimmer mit Boxspringbetten und NETFLIX ausgestattet sind. Diesen Punkt, des bequemen und gemütlichen Schlafens der Gaste in den Vordergrund zu stellen, ist schon vor über 100 Jahren einigen Hoteliers in den Sinn gekommen und warben damals schon damit, dass man als Gast besser schlafen würde, als zuhause.

Zitat eines Hoteliers der damaligen Zeit:" Je begeisterter ein Gast morgens aufsteht, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er noch einmal im selben Hotel übernachtet." Kein Wunder also, dass nicht nur Erzgebirger Hoteliers nach wie vor an ihren Bettenkonzepten tüfteln. 

Wer ab und zu in Hotels, speziell der etwas gehobenen Kategorie übernachtet, dem sind die bequemen Betten dort sicherlich auch schon aufgefallen. Die Rede ist von sogenannten Boxspringbetten, die gerne auch als Amerikanische Betten oder Continentalbetten bezeichnet werden. Schelme behaupten, die Betten heißen so, weil es sich in ihnen besonders gut herumspringen lässt. Grundsätzlich ist dieser Gedanke gar nicht so abwegig. Man kann tatsächlich darin gut herumhüpfen. Das liegt am speziellen Aufbau dieses Betttyps mit seiner strapazierfähigen Unterfederung. 

Made in USA

Der Name leitet sich aber keineswegs aus einer enthusiastischen Bettenspringerei ab. Wie so vieles schwappte das Boxspringbett quasi über den Großen Teich nach Europa. Es ist auch keine Marke, sondern ein spezifisch aufgebautes Bettsystem, bei dem ein gefedertes Untergestell die Basis bildet. Darauf befindet sich eine dicke Matratze. Das Bett verdankt also seinen Namen der Unterkonstruktion, dem sogenannten "boxspring". Der Begriff leitet sich aus dem Englischen ab und bezeichnet dabei den Kasten und die Federn. Wörtlich übersetzt bedeutet das "Federkastenbett". Wer zuerst die Idee dazu hatte, ist nicht mehr klar auszumachen. Fest steht allerdings, dass die Erfindung deutlich älter ist als die hierzulande verbreitete Kombination aus Lattenrost und Matratze. Weltweit bekannt wurden Boxspringbetten durch den Hotelsektor.


Möbeltischlerei letztes Jahrhundert. | Bildquelle: Dirk Röpert via pixabay

1898 war die Geburtsstunde der original "King Koil"-Boxspringmatratze, einer bis heute renommierten Marke. Samuel Bronstein aus St. Paul in Minnesota verwirklichte in einer kleinen Fabrik seinen Traum von einem bequemen Bett. Die Firma hat seitdem die Boxspring-Ära weltweit geprägt, viele Patente geschaffen, und über 100 Millionen Boxspringbetten verkauft. Weitere Hersteller gesellten sich schnell hinzu. Die ersten bekannten Boxspringbetten waren auf der am 15. April 1912 auf ihrer Jungfernfahrt gesunkenen "RMS Titanic" eingesetzt, um den Erste-Klasse-Passagieren einen hohen Liege- und Schlafkomfort zu bieten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren alle Kabinen der ersten Klasse in Luxuslinern mit Boxspringbetten ausgestattet. In den USA, Kanada, Skandinavien und den Beneluxstaaten dominieren sie seitdem den Markt. Gut siebzig Prozent aller Schlafzimmer sollen in diesen Ländern mit einem Boxspringbett ausgestattet sein.

Ideal für schwere und auch ältere Menschen

Prinzipiell besteht ein Boxspringbett aus Füßen, Unterbett (Untermatratze), Boxspringmatratze (Obermatratze), Topper-Matratze (optional) und einem Kopfteil. Das Unterbett wird auch als Untermatratze, Federkernbox, Boxspring oder Boxspringbettuntergestell bezeichnet. Es kann verschiedene Formen und Höhen aufweisen und ist bei guten Betten gefedert. Einfache Modelle haben nur einen Unterbau aus Holz, ohne Federn. Streng genommen sind dies Betten in Boxspring-Optik. Anstelle eines Lattenrostes liegt also das Unterbett auf einem meist 20 bis 30 Zentimeter hohen Rahmen aus Holz und ist mit einer Federung, die aus wenigen hundert bis zu mehreren tausend Stahlfedern bestehen kann, ausgestattet. In der Regel ist ein Boxspringbett in den Maßen 140x200 Zentimeter erhältlich und mit Stoff oder Leder bezogen. Im Gegensatz zum Lattenrost gibt es keine Leerräume, sondern man hat einen gleichmäßigen Untergrund. Auf die Untermatratze wird die Obermatratze gelegt. Sie ist im Grunde identisch mit der Matratze im herkömmlichen Bett, nur dass sie wesentlich dicker - bis zu 30 Zentimeter - ist. Skandinavische Boxspringbetten besitzen zusätzlich noch einen sogenannten Topper - eine Aufleger-Matratze. In der amerikanischen Version ist dafür die Obermatratze dicker und besser ausgepolstert.

Hotelzimmer mit doppeltem Boxspringbett. | Bildquelle: Dimhou via pixabay

Ein Boxspringbett hat viele Vorteile gegenüber dem Lattenrostbett. So bietet es aufgrund der mehrfachen Federung gleichen Schlafkomfort für Personen mit unterschiedlichen Körpergewichten. Deshalb ist es auch bei Hotels sehr beliebt. Darüber hinaus hat es eine vollkommen ebene Auflagefläche und keine Wölbung in der Mitte wie der Lattenrahmen. Das Federungssystem eines Boxspringbettes fördert die Luftzirkulation und sorgt für die Trockenheit und Hygiene der Schlafunterlage. Im Vergleich zu einem normalen Bett ist das Boxspringbett deutlich höher, was es besonders interessant für ältere Menschen macht. Eine Höhe von 60 Zentimetern und mehr erleichtert sowohl das Aufstehen als auch das Beziehen der Betten. Dank der soliden Verarbeitung ist ein Boxspringbett in der Regel äußerst langlebig. Es besteht aus harmonierenden Komponenten, die sich den individuellen Bedürfnissen anpassen lassen. Gehobene Varianten sind zudem per Motor verstellbar. Das hat seinen Preis, zumindest wenn es sich um Originalmodelle aus den USA handelt. Obwohl die Preise in der letzten Zeit gesunken sind, bewegen sie sich im Durchschnitt in einer guten Ausführung immer noch im unteren bis mittleren vierstelligen Bereich - abhängig von Ausstattung und verwendeten Materialien. In der Preisregion unter 1.000 Euro werden meist Modelle angeboten, die den Namen Boxspringbett nicht verdienen. Übrigens: Das teuerste Boxspringbett der Welt kommt aus Schweden. Es wird in 150 bis 170 Arbeitsstunden gefertigt. Der empfohlene Preis im Handel beträgt 74.900 Euro. Luxus pur. Aber es muss ja kein von Hand gefertigter Federkern mit Kaschmirbezug sein.

Redakteurin C. Fiedler